No Soup for you! - I don‘t think so…

Ich liege krank im Bett. Gottseidank kein Corona, „nur“ eine schnöde Bronchitis. Ich habe also viel Zeit und liege doof rum und schaue Serien. Nach gefühlt Jahrzehnten bin ich auf Seinfeld hängen geblieben. Der Soup Nazi inspirierte mich und Suppe hilft ja bekanntlich bei Erkältungen, speziell Hühnersuppe. Die großartige Frau Ziii schrieb in ihrem Blog mal, Hühnersuppe wäre ihre Wahl der Henkersmahlzeit. Das kann ich nur unterschreiben. Auf Instagram habe ich ja schon berichtet, warum Suppen für mich so elementar wichtig sind.

Da mich zum einen die Bronchitis aber nicht so lange rumwerkeln lässt - ich soll mich ja schonen - (und noch gefühlt 100 Seinfeldfolgen warten…) und ich eh am liebsten den Schnellkochtopf für Suppe nehme, dachte ich mir, endlich eine gute Gelegenheit, die Suppe so zuzubereiten, dass ich auch gleich das Rezept und die Fotos für den Blog machen kann.


Hier also mein Rezept für Hühnersuppe im Schnellkochtopf. Keine Sorge, ich erkläre es auch für Nicht-Schnellkochtopf-Besitzer.


Zunächst einmal, warum ein Schnellkochtopf? Nun, zum einen, weil es wirklich sehr schnell geht. Ich empfehle allen Eltern, einen Schnellkochtopf zu kaufen. Viel besser investiertes Geld als dieser piepsende Teppichreinigerwahnsinn. Ein Schnellkochtopf arbeitet mit Druck. Das hat bei Suppen gleich mehrere Vorteile: erstens, und da wiederhole ich mich gerne, es geht schnell. Eine Hühnersuppe dauert beispielsweise ab Erreichen des Drucklevels 30 Minuten statt etwa 1,5 Stunden regulär. Das ist mit Kindern (auch ohne natürlich) megapraktisch. Eine hausgemachte Suppe in 30 Min auf dem Tisch? Was will man mehr? Zweitens, bei Suppen kann man sich das Abschmäumen sparen, da aufgrund des Druckkochens ja mit niedrigerer Temperatur gekocht wird. und Drittens, es ist gut variierbar im Ergebnis. Ich zum Beispiel lasse meine Suppen auch im Schnellkochtopf immer mindestens 1,5 Stunden köcheln, was in normalen Topfzeiten sicher eher so 3-4 Stunden entspräche. Folglich wird die Suppe viel geschmacksintensiver in erheblich kürzerer Zeit.

Viertens: Wenn der Schnellkochtopf groß genug ist, kann man ihn anschließend nach dem Suppekochen auch zum Einwecken der Suppe verwenden. Sehr praktisch.

Auch für andere Gerichte ist ein Schnellkochtopf echt spitze. Rouladen oder Gulasch beispielsweise stehen auch in gut 25 Minuten auf dem Tisch. Ich persönlich bevorzuge diese zwar nach wie vor lieber aus dem Bräter, aber in Sachen Schnelligkeit gewinnt nur die eingeweckte Roulade und im Schnellkochtopf hat man quasi eine Mürbegarantie. Und das kann im Bräter schon mal schiefgehen.




Zurück zur Suppe. Ich persönlich bevorzuge es, wenn die Suppe nach der jeweiligen Hauptzutat intensiv schmeckt. Also eine Hühnerbrühe nach Huhn, Rind nach Rind usw. Heisst, ich verwende bei Fleischbrühen grundsätzlich so wenig Gemüse wie möglich. Ich variiere meist, aber meistens kommt neben dem Fleisch lediglich eine Zwiebel, eine Karotte sowie Gewürze hinzu. Sellerie, Lauch etc sind optional und hängen von meiner Tagesform bzw der Verfügbarkeit ab.




Jetzt zu den grundlegenden Punkten bei Suppen:

  1. Fleisch: Immer beste Wahl! ich habe zwei gute Quellen für Hühnchen, aber auch beim Metzger findet man gute Hähnchen. Wichtig, schaut nach Suppenhühnern in Bioqualität. Die Innereien sind optional, ich verwende sie gerne, aber das macht im klassischen Kochverfahren mehr Sinn, weil man sie dann später hinzugeben kann. Ich pariere das Huhn nur auf das Nötigste. Achtet auf Reinlichkeit (Salmonellen und so…)

  2. Zwiebeln: Ich verwende meist eine normale Gemüsezwiebel, halbiere sie, nicht schälen und röste die Schnittflächen auf einer mit Backpapier ausgelegten Pfanne. Das Backpapier erleichtert die Pfannenreinigung ungemein. Glaubt mir, legt niemals eine Zwiebel ohne Backpapier zum Anrösten in eine beschichtete Pfanne! Bitte bedenkt: Die Suppe bekommt ihre Farbe fast ausschließlich über die Zwiebel. Bei mir kommen außerdem nur über die Zwiebel die Röstaromen dazu. Rote Zwiebeln eignen sich nicht so gut (außer ihr macht eine Suppe für Halloween), weiße ebensowenig, weil die Suppe dann zwar schmeckt, aber eher blass wird. Experimentiert da gerne mal. Auch mit 2 statt einer Zwiebel, da wird die Suppe dunkler etc. Nicht umsonst sind die Schalen einer roten Zwiebel ein klassisches Färbemittel zu Ostern (Dazu bald mehr)

  3. Gemüse: Ich putze und schäle meine Gemüse immer! Es gibt ja viele Rezepte, die auch die Schalen oder sogar nur die Schalen verwenden und Suppen als super „Abfallverwertung“ sehen, ich mag das gar nicht. Die Qualität der Zutaten bestimmt auch und besonders bei der Suppe über die Qualität der Suppe! Also, Gemüse putzen, schälen und klein schneiden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass so mittlere Würfel bzw Scheiben eine gute Wahl sind.

  4. Gewürze: ich verwende immer Pfefferkörner, Salz, Lorbeerblatt, Fenchelsamen, Liebstöckel, Petersilie und Nelken. Dann, je nach Suppe ergänzt um Sternanis (bei Huhn sensationell), Wacholder (eher für Rind), Kreuzkümmel, Koriandersaat, Bockshornklee, Schokoladenpfeffer… Wichtig ist besonders beim Salz auf die richtige Dosierung zu achten. Suppen kann man nicht im Nachgang nachsalzen! Also am Tisch beim Servieren so etwas, aber die Grunddosierung muss von Anfang an stimmen, ansonsten schmeckt die Suppe fad. Ist wie bei Nudelwasser. Wenn der Salzgehalt nicht stimmt, schmeckts nicht. Ich verwende immer etwas mehr, weil ich die Suppe ja auch sehr intensiv koche. So kann ich sie dann nach Bedarf noch strecken. Das ist mir lieber als mit einer faden, dünnen Suppe dazusitzen und mich noch kränker zu fühlen.




So, nach all der Vorrede nun zum Rezept:




Veits Hühnersuppe aus dem Schnellkochtopf




Zutaten:

  • 1 ganzes Suppenhuhn

  • 1 Zwiebel, halbiert, aber nicht gehäutet

  • 1 Karotte

  • Suppengrün (Lauch, Sellerie, Petersilienwurzel) nach Wahl

  • Gewürze (siehe oben)




Zubereitung:

Die Zwiebel halbieren und mit den Schnittflächen auf einer mit Backpapier ausgelegten Pfanne anrösten bis schön schwarz. Das Gemüse putzen, schälen und würfeln. Das Huhn ggfs etwas parieren. Alles in den Schnellkochtopf geben. Die Gewürze hinzugeben und dann mit kaltem (!!!) Wasser bis zur Markierung im Topf auffüllen. Eventuell die Luft aus dem Hühnchen drücken.

Den Schnellkochtopf verschließen und den Kochvorgang nach Anweisung des Herstellers starten, bis die höchste Druckstufe (bei meinem 2 Ringe) erreicht ist. Dann die Flamme reduzieren und die Suppe nach Anweisung mindestens 30 Minuten kochen. Ich empfehle wie gesagt eher 1,5 Stunden oder länger.

Ihr seht, da der Schnellkochtopf ja verschlossen sein muss, gibt es keine Möglichkeit, die Zutaten während des Kochens zu verändern. Also muss alles am Anfang in der richtigen Dosierung rein. (Siehe oben meine Ausführungen zu Salz und Innereien)

Den Topf langsam abkühlen lassen oder schnell entdampfen, wenn es pressiert.

Die Suppe durch einen Sieb, der mit einem Mulltuch ausgelegt ist (darauf etwas Muskatnussabrieb geben) in einen Topf umfüllen.

Fertig.




Jetzt könnt ihr die Suppe entweder direkt genießen oder ihr verdünnt sie mit etwas Wasser. Dies hängt stark vom Fettgehalt des Hähnchens und der Kochzeit ab. Bei mir ist es in der Regel so, dass ich etwa 2 Liter Suppe herausbekomme und die mit mindestens 0,5 Litern Wasser noch strecke auf das perfekte Ergebnis.




Wenn ihr die Suppe nicht gleich verwendet, könnt ihr sie im Kühlschrank (oder im Winter auf dem Balkon/Terrasse) gut 3 Tage aufbewahren. 




Das Hühnchen solltet ihr unbedingt anschließend zerlegen (Vorsicht, durch den langen Dampfkochprozess zerfällt es meist schon direkt im Topf). Das Fleisch in die Suppe geben. Oder ein Hühnerfrikassee draus machen. Oder Hähnchensalat. Oder Raviolifüllung. Oder, oder, oder… Auf jeden Fall nicht wegschmeißen!




Das Gemüse ist bei diesem Kochverfahren meist sehr matschig, aber wers mag. Alternativ frisch etwas Staudensellerie, Lauch und Karotte würfeln, kurz blanchieren und in die Suppe geben.




Als Beilage eignen sich Nudeln (macht die Quadrettini nach Claudio del Principe!) oder Grießnockerl, Maultaschen, Flädle, Eierstich und, und, und.




Wenn ihr die Suppe nicht direkt als Suppe verwenden wollt, könnt ihr sie einfrieren oder, was ich empfehlen würde, einwecken. Zum Einwecken habe ich auf Instagram schon ein bisschen was geschrieben, ich werde auch hier bald dazu einen ausführlichen Beitrag machen. Die zwei wichtigsten Aspekte aber schon mal vorneweg: Erstens, ihr spart Zeit und Platz: In der Gefriertruhe den Platz und vor allem muss man die Suppe nicht auftauen, sondern nur noch erwärmen. Spart massig Zeit und Energie. Und zweitens und noch viel wichtiger: Eingewecktes reift nach. Wenn ihr also so diszipliniert seid, die Suppe (oder auch Rouladen etc) ein paar Wochen oder sogar Monate im Vorratskeller oder wo auch immer (es muss nur dunkel und kühl sein) lagert, bekommt das Eingeweckte noch mal eine ganz andere Geschmackstiefe. Und Suppen klären sich nebenbei auch noch von alleine, weil die Trübstoffe absinken. Muss ich mehr sagen?




So, und nun noch kurz für euch, die keinen Schnellkochtopf haben: Besorgt euch einen! Spaß beiseite. Dann verändert sich das Rezept wie folgt:




Die Zutaten alle mit kaltem Wasser ansetzen und aufkochen. Dabei entstehenden Schaum abschöpfen. Kurz bevor die Suppe richtig wallend zu kochen beginnt, die Temperatur runterregeln, dass alles schön vor sich hin simmert. Wichtig, speziell Hühnersuppe darf niemals wallend kochen! Hier könntet ihr jetzt noch mal nachsalzen und während des Simmerns ggfs irgendwann die Innereien dazugeben.

Die Kochzeit verlängert sich nun wie gesagt auf mindestens 1,5 Stunden, aber das Ergebnis wird mindestens genauso bombastisch wie im Schnellkochtopf. Also nur Geduld…




In diesem Sinne gönne ich mir nun noch einen Teller, um meiner Genesung zu helfen und weil ich Suppen einfach über alles liebe. Nichts geht über das wärmende Gefühl, welches ein Teller Suppe im Winter auslöst.




Gutes Gelingen und guten Appetit! 

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